ein Mann und eine Frau in traditioneller deutscher Volkskleidung

Erfahre alles über das Dirndl

Das Dirndl ist eine traditionelle bayerische Tracht, die für viele zum Oktoberfest gehört. Aber was genau macht ein Dirndl eigentlich zu einem Dirndl?
2020-10-15
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Die Geschichte des Dirndls: Das 18. Jahrhundert, das Oktoberfest und mehr

Das Dirndl ist heute fast ein Synonym für das Oktoberfest, aber das war nicht immer so. Das Dirndl und das männliche Gegenstück, die Lederhose, stammen aus den alpinen Teilen Deutschlands (in erster Linie Bayern), Österreichs, der Schweiz und Italiens. Ursprünglich im 18. Jahrhundert von Bauern und Dienstmädchen getragen, wurde das Dirndl später von wohlhabenden Frauen der Oberschicht als Mode übernommen, die sie mit teuren Stoffen herstellen ließen und so zu hochmodischen Kleidungsstücken machten, die unter anderem bei Feierlichkeiten und Hochzeiten getragen wurden.

 

Die Popularität des Dirndl nahm nach dem Zweiten Weltkrieg ab, während dessen es in der Propaganda der NSDAP oftmals als Symbol für die ideale deutsche Frau verwendet wurde. Dies führte anschließend zu einer ablehnenden Haltung vieler Deutscher, die nicht mit den Gräueltaten des Dritten Reiches in Verbindung gebracht werden wollten. Seit den 1970er Jahren feierte das Dirndl aber wieder ein Comeback, als ein modisches, traditionelles und kulturell bedeutsames Kleid. Seit den 1990er Jahren hat die Popularität des Dirndls noch mehr Auftrieb bekommen und es ist nicht ungewöhnlich, dass es Frauen jeglichen Alters in den Straßen Münchens, in Nachtclubs und (natürlich) auf dem Oktoberfest tragen.


Anatomie eines Dirndl…

Die Geschichte des Dirndl ist so komplex und vielschichtig wie das Kleid selbst, und obwohl sich die Nähtechniken weiterentwickelt haben, wird es häufig immer noch so hergestellt und getragen, wie es im 18. und 19. Jahrhundert üblich war. Während das Outfit traditionell aus 4 Einzelteilen besteht - dem Rock, dem Oberteil, der Bluse und einer Schürze - ist es heute auch üblich, dass das Oberteil und der Rock als ein Kleid zusammengenäht werden. Dabei wird das Erscheinungsbild des Dirndls aber in der Regel nicht stark verändert. Das erforderliche Geschick und die Arbeit, die beim Nähen eines Dirndls anfallen, bedeutet, dass die mit traditionellen Methoden hergestellten Dirndl mehrere hundert bis mehrere tausend Euro kosten können. Und wenn man sich solche Kleider aus der Nähe ansieht, versteht man auch, weshalb diese Preise gerechtfertigt sind.

Im Folgenden findest du eine kurze Erklärung der einzelnen Teile eines Dirndls.

 Eine Frau im traditionellen Dirndl
Photo via Pinterest

Dirndlrock

Der Rock war traditionell knöchellang, erhielt durch gelegte Falten Fülle oder wurde als Kreisrock geschnitten. Für diesen Teil allein wurden viele Meter Stoff verwendet. Es gab im Laufe der Jahrzehnte viele Variationen des Saums, doch überwiegend ist das Kleid heutzutage mittellang und reicht bis knapp unterhalb des Knies. Natürlich gibt es auch das „Mini-Dirndl“, das seit einiger Zeit auf dem Oktoberfest beliebt ist. Diese Länge ist jedoch eher ungewöhnlich und wird vor allem von Touristen und Jugendlichen getragen. Unter der Schürze verbirgt sich im Rock oftmals eine Tasche, die sich perfekt für Handys und andere Utensilien eignet.

Mieder

Das Oberteil des Dirndl ist traditionell vom Rock getrennt und folgt den beliebten viktorianischen Schnitten. Das taillierte und tief geschnittene Oberteil hat normalerweise einen quadratischen oder rundlichen Ausschnitt und ist oft mit einem Muster eingefasst. Es ist entweder mit einer Schnürung, Haken und Ösen oder mit verdeckten Reißverschlüssen versehen. Die Details des Oberteils können variieren, beinhalten jedoch häufig Paspeln, Stickereien oder einen Froschgoscherl-Besatz (diese schönen origamiartigen Stoffrosetten) um den Ausschnitt und lenken so die Aufmerksamkeit auf das Dekolleté. Wenn dich das fasziniert, schau' dir doch diese Stickmaschinen an, denn die Möglichkeiten sind endlos!

 Nahaufnahme eines Dirndl mit details von Mieder und Schürze
Photo via Pinterest

Bluse

Die Bluse ist keine gewöhnliche Bluse. Sie wurde speziell für das Tragen unter dem Dirndl entworfen und ist so geschnitten, dass sie unter der Brust gut sitzt, damit das eng anliegende Oberteil des Kleides keine unnötigen Falten wirft. Historisch gesehen sind diese Blusen aus weißem (oder gelegentlich schwarzem) Baumwollstoff, häufig mit Puffärmeln und einem tiefen und quadratischen Ausschnitt. Da die Bluse unter dem Kleid nicht komplett zu sehen ist, konzentrieren sich die Details auf die sichtbaren Teile, nämlich den Ausschnitt und die Ärmel, die oft gerafft und bestickt werden.

Schürze

Die Schürze gibt dem Dirndl den letzten Schliff und darf daher natürlich nicht vergessen werden. Früher wurde sie hauptsächlich aus praktischen und funktionalen Gründen getragen, heute ist das nur noch selten der Fall. Die Schürze verfügt über kleidsame Falten auf der Vorderseite und ist einige Zentimeter kürzer als der Rock, mit einer großen Schärpe, die vorne oder hinten in einer Schleife gebunden wird. Der Legende nach spiegelt die Schleife den Familienstand wider, und obwohl dies historisch nicht belegt ist, lohnt es sich dennoch, darüber Bescheid zu wissen, bevor man sich zu Feierlichkeiten begibt! Laut Überlieferung bedeutet eine Schleife vorne links, dass man ledig und auf der Suche ist. Wenn sie rechts gebunden ist, bedeutet dies, dass man verheiratet, vergeben oder nicht an Verabredungen interessiert ist.

Wenn du ein Dirndl für das Oktoberfest oder andere Feierlichkeiten nähen mochtest, stehen zahlreiche Ressourcen zur Verfügung. Es gibt einige Online-Shops mit traditionellen Dirndl-Stoffen und tollen Mustern, such' einfach im Internet bis du das gefunden hast, was du suchst! Stoffe Tippel ist nur eines von sehr vielen Beispielen. Burda Syle ist auch immer eine gute Adresse für Schnittmuster. In einigen Regionen gibt es auch Geschäfte mit Dirndl-Meterware, die sehr zu empfehlen sind. Wenn du dich für einen grundsätzlichen Dirndl-Stil entschieden hast, solltest du mit der Stoff- und Farbauswahl beginnen. Dirndl werden in einer Vielzahl von Farben und Mustern hergestellt und bestehen üblicherweise aus mittelschwerer Baumwolle, Satin, Leinen, Seide sowie Taft und Dupioni - oder sogar Wolle für warme Winter-Dirndl. Man kann die unterschiedlichen Stoffe auch problemlos kombinieren. Bring am Ende noch eines unserer individuellen Pflegeetiketten an, um die Waschanleitung jedes einzelnen Teils im Auge zu behalten. Viel Spaß!