Wie man ein Tutu ohne Nähen herstellt

Lasst mich diesen Blog zunächst mit einer traurigen aber wahren (und offensichtlichen) Tatsache einleiten: Ich bin nicht gut im Nähen. In Wirklichkeit bin ich nicht einmal ein guter Bastler oder Heimwerker, obwohl ich die Erfahrung, etwas mit meinen Händen zu (er)schaffen, wirklich sehr gerne mag. Ich besaß einmal eine funktionierende Nähmaschine - aber so ganz korrekt ist das eigentlich auch nicht, denn: Sie gehörte meiner Frau. Sie hat damit geflickt, Projekte umgesetzt und mich mit ihrem Können und Talent immer wieder aufs Neue in Erstaunen versetzt. Also, was ist jetzt meine Entschuldigung? Weshalb habe ich keine Zeit, dazuzulernen und besser zu werden? Die Antwort: Ich bin vor Kurzem erst Vater geworden. Beim Schreiben dieses Artikels ist mein Kind 1 Jahr und 1 Monat alt und es ist aktuell Sommer - die Bedingungen könnten also kaum besser sein, um (mit einem Plié) wieder in ein Projekt einzusteigen. Und dieses Projekt sollte ein Tutu für meinen kleinen Sohn sein.

Ich möchte mir noch einen Moment Zeit nehmen um Violet von icansewthis.com zu grüßen und zu danken, denn ihr eigenes Tutu-ohne-Nähen-Projekt war mir eine große Inspiration. Schaut für weitere großartige Ideen auf ihrer Webseite vorbei.

Jetzt, da du dich dazu entschieden hast, deinem Baby ein Tutu zu machen, denkst du (höchstwahrscheinlich), dass der erste Schritt darin besteht, Materialien zu kaufen. Und man braucht auch tatsächlich ein paar Dinge vom lokalen Stoffladen:

- Tüll für das Tutu (ich habe drei verschiedene Farben gewählt und war/bin mit dieser Entscheidung sehr glücklich)

- Gummizug für den Bund (bestimme dafür die Maße des Tänzers bzw. der Tänzerin aber kaufe größere Mengen, falls du zusätzlich noch ein Tutu für dich selbst machen möchtest)

Wegen der Größe des fertigen Tutus kann man viel herumrechnen, aber ehrlich gesagt: Je größer, desto besser. Das ist zumindest meine Meinung. Wir haben jeweils 3 Meter blauen, rosa und lila Tüll gekauft und würden es wieder genauso machen. Als Referenz: Willys Taille misst ungefähr 46cm (ja, er ist ein kleiner Wonneproppen).

Jetzt, wo du wieder zu Hause angekommen bist, ist es Zeit, mit dem Projekt zu beginnen. In meinem Fall bedeutet das, zu warten, bis der kleine Ballerino im Bett liegt, danach mehrmals zurück in sein Zimmer zu gehen, ihn zu beruhigen, ihn anzubetteln, mitzuweinen und möglicherweise am Ende selbst einzuschlafen (um dann doch wieder aufzuwachen und aufzustehen), bevor man produktiv werden kann.

Falte zunächst das erste Stück Tüll der Breite nach, sodass du ein etwa 45cm langes Stück vor dir hast. Trenne den Stoff entlang der äußeren Falte, damit du später separate Streifen erhältst.

Jetzt ist die Schere dran! Schneide alle 10 cm von unten nach oben. Denke daran: Die Streifen müssen doppelt so lang wie das fertige Tutu sein. Wenn wir sie dann in ihrer Mitte an das Gummiband binden, sieht das nach einem sehr komischen Ballettröckchen aus. Das ist aber normal, also bleibe an dieser Stelle ruhig und verzweifle nicht und hinterfrage nicht dein ganzes bisheriges Leben, so wie ich es getan habe.

Atme tief durch und öffne eventuell eine Flasche Wein, um deine Nerven zu beruhigen, denn den letzten Schritt wirst du mit allen anderen Tüllen in den unterschiedlichen Farben wiederholen müssen, um alle benötigten Tutu-Stoffstreifen parat zu haben. Wenn du es ein paar Mal in Folge getan hast, wirst du in einen Rhythmus kommen und es wird sich natürlicher anfühlen. Und der Wein hilft auch.

Wenn es bei dir ist wie bei mir, dann hast du eine emotional starke und extrem kompetente Partnerin, die mich (ihrer Meinung nach) viel zu lange mit Schere, Wein, Tüll und Lineal herumhantieren hat sehen müssen. Beobachte nun, wie dein/e Partner/in übernimmt und das Gummiband zu einem schönen Band näht. An dieser Stelle solltest du vielleicht das zusätzliche Gummiband erwähnen, das du für ein Tutu in Erwachsenengröße gekauft hast, denn: Was ist spaßiger als ein Tutu-Set? Beobachte, wie dein/e Partner/in mit einem dezenten Kopfschütteln zu Schritt 5 übergeht.

Jetzt kommt der schöne Teil: Die Dinge nehmen endlich Gestalt an! Nimm zuerst einen Tüllstreifen und falte ihn zur Hälfte, sodass er ein umgekehrtes "U" bzw. eine Schlaufe bildet, dann lege die Biegung des "U" an das Gummiband und fädel die beiden Enden des Tülls durch die erstellte Schlaufe. Diese Art von Knoten wird Ankerkstich oder Ankerknoten genannt, und er ist so einfach, dass ich ihn selbst und ohne Hilfe binden konnte – sogar nach einer halben Flasche Chianti.

Achte darauf, dass du den Knoten fest genug ziehst, um das Gummiband mittig zu falten. Wiederhole diesen Schritt nun mit allen Streifen. Schiebe sie nahe aneinander, bevor du festziehst, und mache das, bis das gesamte Gummiband mit farbigem Tüll gefüllt ist.

War nur Spaß! Tu das nicht! Warte, bis das Baby wach ist (und zu diesem Zeitpunkt hoffentlich bereits die Sonne aufgegangen ist) und beglücke es mit dem brandneuen sommerlichen Tutu. Achte darauf, wie seine Augen leuchten, wenn es umhertobt, während der bunte Tüll mit jedem Sprung schwerelos mithüpft. Mache Fotos und danke deiner großartigen Partnerin (oder deinem großartigen Partner) für deren Fähigkeiten, Hilfe und Expertise.

Zusatzidee: Wenn du das Tutu besonders schick machen möchtest, kannst du direkt am Bund ein individuelles Webetikett einnähen. Falls du dies aber weiterhin zu einer nähfreien Zone erklären möchtest, kannst du stattdessen auch ein Bügeletikett verwenden.